Geschichte
Um das Segeln als eine ganz besondere Möglichkeit für gelebte Gemeinschaft in der christlichen Jugendarbeit einsetzen zu können, meldeten sich 1969 einige Mitarbeiter, darunter auch Tom Gerstenberger, mit Willi Künzel zu einer Segelfreizeit des CVJM Westbundes in Friesland an. Da im darauffolgenden Jahr der Teilnehmerbeitrag sprunghaft gestiegen war, entschloss man sich, mit diesem Grundstock an Mitarbeitern eine eigene Freizeit durchzuführen. In Wanneperveen (Overijssel) fand man geeignete Boote und einen Campingplatz. 1971 wurden dann bereits zwei Zeltlager in Wanneperveen durchgeführt, wobei auch erstmalig weibliche Teilnehmer mitfuhren. Über Verbindungen mit dem CVJM Tübingen, der die holländische CVJM-Segelschule "de wijde tocht" auch heute noch betreibt und der sich die Kreisverbandssegelarbeit in ihrem Konzept anschloss, wurde für 1972 eine fahrende Segelschule, die "MS Friesland", angemietet. Damit war der Schritt nach Friesland getan und zur Erkundung dieses wunderschönen Segelreviers kam das mehrmalige Verlegen des Mutterschiffes "MS Friesland" sehr zustatten.
Zu Anfang des Jahres 1972 ereignete sich etwas, was für die weitere Segelarbeit größere Bedeutung haben sollte. Dieter Rapp kaufte sich ein zum Segelkutter umgebautes Rettungsboot, das er "Shalom" nannte. In den Osterferien 1972 wurde die "Shalom" in abenteuerlicher Fahrt von Bremerhaven über die Kanäle nach Rheinberg gebracht und dort überholt. Um Dieter finanziell zu unterstützen, mietete der Kreisverband die Shalom für die Freizeit auf der MS Friesland und das Camp in Beltschutsloot an. Die Überführung von Rheinberg nach Sneek geriet zu einem "Erlebnis". Kurz vor Sneek war z.B. die Wellenanlage kaputt. So wurde die Shalom zum Teil geschleppt, mit angehängtem Außenborder gefahren oder bei günstigem Wind gesegelt, denn günstig musste der Wind bei den Segeleigenschaften schon sein. Während des Camps brach dann zu allem Überfluss auch noch der Mast, der noch auf der Freizeit erneuert wurde. Als die Shalom dann wieder in Rheinberg angekommen war, wollte Dieter sie verkaufen. Das stieß jedoch auf entschiedenen Widerstand all derer, die mittlerweile viel Zeit und Mühe investiert und die Shalom in ihr Herz geschlossen hatten. Nach langem Hin und Her willigten schließlich der Kreisvorstand und Dieter 1973 in einen Vertrag ein, der beide Parteien zur Hälfte an dem Schiff beteiligte. Später übernahm der Kreisverband die Shalom völlig und hatte so sein erstes "Dickschiff".
Damit war die Segelarbeit nicht mehr nur auf den Sommer beschränkt, sondern konnte im Winter beim Arbeiten an der Shalom fortgeführt werden. Als erstes wurden nämlich beschlossen, die untauglichen und zum Teil verrotteten Aufbauten abzureißen und das Schiff nach eigenen Vorstellungen und Bedürfnissen neu aufzubauen. Vom Herbst 1972 bis Pfingsten 1974 zog sich dieser Umbau hin, der in einem Zelt am Eichenkreuzheim bei Tönisberg vorgenommen wurde. Seit der Indienststellung 1974 wurde die Shalom nun bis 1988 jeden Winter aus dem Wasser geholt, repariert, neu lackiert und überarbeitet.
Mit der systematischen Aufnahme des Betriebs der Shalom ging die Bildung von dazu erforderlichen Strukturen einher. Aus der Interessengemeinschaft (IG) Shalom von 1973 wurde der Kreis der Kapitäne (KdK), aus der IG Segeln entstand die AG Segelarbeit.
Nachdem 1973 eine Freizeit in der Segelschule "de wilde zwaan" in Langweer ohne die Shalom gemacht werden musste, war man ein Jahr später mit der "wieder auferstandenen" Shalom im gleichen Haus. Ein weiterer Mangel der bisherigen Arbeit, dass nämlich diejenigen, die bereits Segeln gelernt hatten oder zu alt für die Freizeiten geworden waren, keine Möglichkeit hatten weiter beim CVJM zu segeln, wurde ebenfalls durch die Shalom beseitigt. Die Törns, Wanderfahrten auf dem Wasser, die seit 1974 regelmäßig stattfanden, boten nicht nur Gelegenheit sich seglerisch weiterzubilden, andere Reviere kennen zu lernen, sondern auch die gemeinschaftliche Ebene zu intensivieren, Seemannschaft auf engem Raum zu erleben. Im Laufe der Zeit wurde auch das Ijsselmeer erkundet, ein schönes, aber keineswegs harmloses Revier. Von 1973 bis 1979 wurden die Jollen-Freizeiten überwiegend in festen Häusern mit eigenen Hafenanlagen durchgeführt. Die Ausnahme waren zwei neuerliche Anläufe auf fahrenden Segelschulen, 1978 auf der "MS Zwaantje S" und 1979 auf der "MS Friesland". Bei den Törns war man vielleicht etwas "experimentierfreudiger". So wurde mit kleinen offenen Booten und Kajütjachten auf den Binnengewässern von Overijssel und Friesland und dem Ijsselmeer und sogar schon auf der Waddenzee "getörnt".
Dieter Rapp hatte mittlerweile als neuer Jugendreferent bei der evangelischen Jugend Kleve - er ist heute auch Presbyter der Gemeinde - einen weiteren Rumpf als Jugendkutter ausgebaut, die "Exodus", mit der 1979 zusammen mit Shalom und dem "Plastikbomber" "Koperwiek" ein erster Dickschifftörn - auch auf dem Ijsselmeer - gefahren wurde. Willi Künzel, der Initiator der Segelarbeit, ging nach 10 Jahren Kreisverband als Pfarrer zum Binnenschifferdienst in Ruhrort bzw. Homberg. Dort gab es auch den ersten Shalom-Keller, ein Winterlagerarbeitsraum und Gruppentreff im Binnenschifferzentrum. So war der Binnenschifferdienst ein guter Partner bei den jährlichen Kranungen der Shalom im Homberger Eisenbahnhafen.
Ab 1978 wurde ein neues Element der heutigen Segelarbeit aus der Taufe gehoben: die Seglergruppen. Im Ortsverein Moers angesiedelt, trafen sich zu regelmäßigen wöchentlichen Gruppentreffs die interessierten Segler und "Jungsegler", denn im Winter nur zu arbeiten war nicht genug. So kam es auch, dass viele Segler Mitglied im CVJM Moers wurden und das Vereinsleben aktiv mitgestalteten, denn im Kreisverband kann es keine Mitgliedschaft geben.
Willis Nachfolger Klaus Biedermann hatte 1979 die Segelschule "de Karnemolen" in Oppenhuizen gegenüber von Topp & Twell ausfindig gemacht, wo von nun an - vor allem jahrelang unter Heiner Lohmann - die NL10-Ausbildungsfreizeiten für 13-15 jährige auf Jollen stattfanden, bis man nach Wijnstra umzog. In dieser Zeit bildete sich vor allem auf Initiative von Achim Dührkoop als "Ableger" der Kreisverbandsarbeit eine eigene Segelfreizeitarbeit des CVJM Neukirchen.
1988 war schließlich, nachdem die Shalom etwas "marode" geworden und gar im Ruhrorter Hafen "kurz" gesunken war, für sie die letzte Segelsaison gekommen. Es folgte eine Werftphase, die noch nicht beendet ist. Zunächst wurden einige gerissene Planken - auch unter Wasser am Motorfundament - ausgetauscht, Spanten eingezogen und Vorsteven und vorderster Kiel erneuert. Aber die Arbeiten zogen sich hin und es gab kein eigenes Schiff zum Segeln. So wurde auch ein Törn auf der "Nellie & Leslie" durchgeführt, die "Alt-Shalomer" um Peter Gerstenberger und Alexander Nürnberg restauriert hatten. Derzeit steht die Shalom in Hoerstgen auf dem Bauernhof von Heinz-Wilhelm Anhamm. Seit Anfang 2009 wird mit neuem Ausbaukonzept wieder offiziell an ihr gearbeitet. Es wurden neue Längsverbände, der oberste Eichenplankengang und die Scheuerleisten fertiggestellt sowie der Maschineneinbau geplant. Die Decksbalken wurden aufgearbeitet und der Rahmenspant vom Kajüteingang wurde fertiggestellt.
Ende der 80er Jahre bekamen wir die "Persante" von einem Segelmacher namens Beilfuss aus Emsdetten geschenkt, dessen Tochter die Shalomarbeit kennengelernt hatte.
Gleichzeitig wurde gerade 1990 die Ninive fertig, die die "Neue Arbeit Niederrhein" - auch unter Beteiligung alter Shalomer - umgebaut hatte. Tom Gerstenberger engagierte sich mit Heiner Lohmann dafür, die Ninive zu betreiben und für die Segelarbeit zu nutzen, was die Mehrheit der Segler wohl aktzeptierte, der Vorstand aber zunächst nicht. Erst 1992 stieg der Kreisverband offiziell mit einem "Kuratorium Ninive" in den Betrieb des Schiffes ein, Eigner blieb die "Neue Arbeit Niederrhein", bis 1997 die NINIVE für den symbolischen Preis von einer Mark an den CVJM verkauft wurde.
1999 schenkte uns Hans-Helmut Eickschen die VB-Jolle "Laetare" und von da an entwickelte sich das Konzept, Persante und Laetare im KLSC (Kamp- Lintforter Segelclub) am Riedel-Baggerloch mit den Seglergruppen zu nutzen.
Eine Nutzung der Persante auf einem Dauersommerliegeplatz in Friesland hatte sich nicht bewährt. Der Ortsverein Moers unterstützt nun die Nutzung der Lintforter Anlagen mit einer Pauschale und viele Jung- und Jüngstsegler haben dieses Angebot genutzt, das durch den Taifun "Ichthys" von Tom und das "optimistische" Beiboot der Ninive - "Jona" - ergänzt wird. Sogar praktische Segelprüfungen konnten schon so nachgeholt werden. Seit 2012 steht auch die Jolle "Aslan" zur Verfügung.
So zeigt sich die Segelarbeit als ein gewachsener, aber auch experimentierfreudiger, vitaler Arbeitszweig der Kreisverbandsarbeit.